Quelle: https://www.economist.com/graphic-detail/2020/04/16/tracking-covid-19-excess-deaths-across-countries

Excess Mortality – Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Im Kontext der Sterberaten von COVID-19 wird im wissenschaftlichen Bereich oft von der „Excess Mortality“ oder auch „Übersterblichkeit“ gesprochen. Was genau bedeutet dies eigentlich und wie wird sie berechnet? 

Der Begriff Excess Mortality ist ein Begriff aus der Epidemiologie, der verwendet wird, um die Zahl der Toten innerhalb einer Krise, verglichen mit der „normalen“ Anzahl der Toten in dem betreffenden Zeitraum zu betrachten. Man kennt diese Zahl beispielsweise aus dem Zusammenhang mit Hitzewellen oder Hungersnöten. 

Um diese Rate zu berechnen, muss man zunächst wissen, was die Ausgangslage ist, also wie viele Menschen „normalerweise“ in dem betrachteten Zeitraum gestorben wären. Dafür wird in der Regel die durchschnittliche Sterberate der letzten Jahre betrachtet, die auch ohne globale Krisen von Jahr zu Jahr leichten Schwankungen unterworfen ist. 

Für den Monat April 2020 würde die Berechnung der Excess Mortality also folgendermaßen aussehen: 

            

Excess death (April 2020) =

Observed deaths (April 2020) – Average number of deaths (April 2015-2019) 

 

Warum ist die Berechnung der Excess Mortality eigentlich von Bedeutung? Nun, die Zahlen der COVID-19 Toten des RKIs, der Johns Hopkins Universität oder des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) enthalten eben nur die tatsächlich bestätigten COVID-19 Toten. Tatsächlich entspricht dies aber nicht der ganzen Wahrheit, denn diese Zahlen können verzerrt sein. Beispielsweise melden manche Länder nur die COVID-19 Todesfälle, die innerhalb eines Krankenhauses geschehen sind und andere Länder melden die nicht getesteten Verstorbenen nicht als tatsächlich COVID-19 Tote. Ein weiterer wichtiger Punkt, der vor allem auch in der Ebola-Krise 2014 in Westafrika von Bedeutung war, ist die gestiegene Anzahl der Todesfälle durch andere Krankheiten. Vor allem in Ländern mit weniger gut funktionierenden Gesundheitssystemen kann es durch die aktuelle Krise zur Einschränkung von bestimmten Leistungen kommen, wir berichteten bereits über den erschwerten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen. Ein weiteres Problem ist der verzögerte Gang zum Arzt oder zur Ärztin einiger Patient*innen, die sich vor der Ansteckung mit dem Virus fürchten und so notwendige Behandlungen hinauszögern. Für die Erfassung der Todesfälle durch Grippe wird der Wert der Übersterblichkeiten im übrigen schon seit längerem regelmäßig genutzt. 

Weiterlesen: https://ourworldindata.org/excess-mortality-covid