Schwangerschaftsabbrüche in Zeiten von COVID-19 – [Gastbeitrag]

Obwohl der Fokus der Öffentlichkeit momentan vor allem auf den akut an COVID-19 Erkrankten und Sterbenden liegt, gibt es indirekt auch Auswirkungen auf die Gesundheit von beispielsweise chronisch Erkrankten und Schwangeren. Aber auch der Umgang mit Verhütung und ungewollter Schwangerschaft stellt ein Problem dar, warnen seit Wochen Aktivist*innen und Organisationen weltweit.1

Das betrifft uns auch in Deutschland. Hier war der Zugang für Frauen (und Menschen mit Uterus) zu diesen Leistungen bereits vor COVID-19 durch zahlreiche Zugangshürden erschwert: So ist Abtreibung in Deutschland illegal (rechtliche Situation: hier und hier) und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei. Um diese Bedingungen zu erfüllen, müssen ungewollt Schwangere viele Termine (z.B. Pflichtberatung, gynäkologischer Untersuchungstermin, Abbruch und Nachuntersuchung) wahrnehmen und Wartefristen beachten. Weil es immer weniger Ärzt*innen gibt, die diese Abbrüche durchführen, müssen Manche hunderte Kilometer zurücklegen oder sogar ins Ausland fahren (wie man etwa in Artikel – hier und hier – nachlesen kann).

Durch COVID-19 spitzt sich die Lage nun weiter zu. Offiziell gilt der Schwangerschaftsabbruch nicht als gesundheitliche Notfallleistung, sondern als elektiver Eingriff und wird deshalb in einigen Kliniken zurzeit nicht mehr durchgeführt. Durch Reise- und Transportbeschränkungen fallen jedoch auch wohnortferne Optionen aus. Aufgrund der Einschränkungen ist der ohnehin mühevolle Weg für viele Betroffenen deshalb nun nur noch schwerer durchführbar. Dies kann dazu führen, dass die notwendigen gesetzliche Fristen nicht eingehalten werden können, und somit Manche ungewollte Kinder auf die Welt bringen müssen und Andere selbstständig versuchen, abzutreiben. Vor dem Griff zu solchen „unsicheren Abtreibungsmethoden“, die ein großes Komplikationsrisiko haben, warnen jedoch unter anderem Doctors for Choice Germany e.V. und Pro Familia.Sie fordern Bundes- und Landesregierungen auf, den Zugang zu einem sicheren Schwangerschaftsabbruch als Teil der medizinischen Grundversorgung anzuerkennen und damit auch während der Pandemie zu sichern. Denn eine Sicherstellung des Zugangs zum Schwangerschaftsabbruch ist essentiell zur Wahrung der psychischen und physischen Gesundheit von Frauen (und Menschen mit Uterus) in einer solchen schwierigen Situation. 

 

Weiterlesen:

https://www.theguardian.com/global-development/2020/apr/10/declare-abortion-a-public-health-issue-during-pandemic-who-urged

https://doctorsforchoice.de/2020/03/pm-schwangerschaftsabbruch-corona/

  

Dies ist ein Gastbeitrag von Medical Students for Choice Berlin, einer feministischen Arbeitsgruppe, die sich für alle Themen rund um sexuelle und reproduktive Rechte und Selbstbestimmung einsetzen (Mehr Informationen auch auf Facebook, Instagram oder Twitter) 

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