Speichel-basierte COVID-19 Tests

Als Goldstandard für COVID-19 Test haben sich nasopharyngeale Abstriche etabliert, die auch eine große Rolle bei der Detektion anderer respiratorischer Infektionen spielen.
Hier werden diesen nun als bedeutende Alternative die Speichel-basierten Tests entgegengestellt.

Im Gegensatz zu nasopharyngealen Abstrichen ist die Kollektion von Speichel minimal invasiv und kann einfach und verlässlich selbständig durchgeführt werden, ohne dass dazu speziell trainiertes Personal benötigt würde – welches folglicher Weise auch weniger durch Kontakte mit potenziell Erkrankten gefährdet wäre.
Speichel-basierte COVID-19 Tests könnten somit eine günstige und einfache Alternative zu Tests sein, die auf nasopharyngealen Abstrichen basieren.

Ein großes Problem ist, dass die Kollektion von Speichel bisher kaum standardisiert ist und Studien daher relativ schlecht vergleichbar sind.

Dabei geht es um unterschiedliche Methoden zur Kollektion (Speichel der durch normale Speichelsekretion entsteht scheint besser geeignet, als z.B. Sputum) und der RNA-Aufbereitung (Verringerung der Viskosität scheint sich sehr positiv auszuwirken), die in Studien nur unvollständig beschrieben werden und Unterschiede bedingen können.

Speichel-basierte COVID-19 Tests wurden schon in verschiedenen Ländern eingesetzt und sind vor allem in den USA ein wichtiger Baustein der Wiedereröffnung von Bildungseinrichtungen.

Ein großer Vorteil ist dabei, dass Speichel-Proben gemischt werden können, was die Testung vieler Individuen in einer Reaktion ermöglicht (z.B. einer ganzen Schulklasse und nur wenn diese Reaktion positiv ist werden die individuellen Schüler*innen in separaten Reaktionen untersucht).

Interessanterweise korrelieren auch die Serum-Antikörperspiegel mit den Antikörperspieglen im Speichel, sodass hier auch ein Kontrolle von abgelaufenen Infektionen und Antikörperreaktion nach Impfung möglich wäre.

Hier werden verschiedene Studien zu Speichel-basierten COVID-19 Tests (hauptsächlich RT-PCR* basiert) betrachtet, von denen die meisten (69%) gleiche oder bessere Detektionsraten im Vergleich zu nasopharyngealen Abstrichen berichten (in machen Fällen sogar bis zu 10% Fällen die nur durch Speichel-basierte Tests erkannt werden), einige (7%) berichten gemischte Resultate und 24% berichten eine schlechtere Sensitivität.

Insgesamt scheinen Speichel-basierte Methoden eine günstige und einfache Art darzustellen, Probenmaterial für COVID-19 Tests zu gewinnen und könnten dabei vor allem für eine testgestützte Pandemieeindämmungsstrategie von großem Nutzen sein.

Wichtig wäre hier vor allem eine Standardisierung der Methodiken zur besseren Nutzbarkeit und Vergleichbarkeit der Tests.

Bis dahin werden wir uns vermutlich noch ein paar Mal mit einem Wattestäbchen (gefühlt) am Gehirn kratzen lassen müssen.

 

*Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion

Weiterlesen:

Comment in The Lancet Respiratory Medicine

https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(21)00178-8/fulltext

 

Chris Wichmann