Faktencheck Impfungen

Friedliche Feiertage? Nur solange, bis Corona-Verschwörungstheorien neben Raclette und Weihnachtsgans auf den Tisch kommen. Die anstehenden Impfungen sehen nicht alle Menschen als eine gute Nachricht. Fake News im Netz wie z.B. die Gruppe „Ärzte für Aufklärung“ heizen die Skepsis von Impfgegner*innen zusätzlich an: Die Gruppe warnt, sie rechne mit 80.000 Toten durch eine Corona-Zwangsimpfung in Deutschland.

Die Impfbereitschaft in Deutschland sinke seit April laut einer Umfrage der Uni Erfurt. Anfang Dezember haben nur noch 48% angegeben, sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen. Das würde nicht ausreichen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Knapp die Hälfte der Befragten wünscht sich Informationen von Ärzt*innen. Wie können wir als Medizinstudierende also Zweifeln von Impfgegner*innen begegnen und die Impfbereitschaft positiv beeinflussen? Ein paar Beispiele:

„Der mRNA-Impfstoff verändert die menschliche DNA.“

Hierzu gibt es vom RKI eine ausführliche Erklärung, wie mRNA-Impfstoffe funktionieren, kurz: „Die mRNA der RNA-Impfstoffe wird nach kurzer Zeit von den Zellen abgebaut. Sie wird nicht in DNA umgebaut und hat keinen Einfluss auf die menschliche DNA, weder in Körperzellen noch in Keimbahnzellen.“

„Wieso funktioniert plötzlich ein mRNA-Impfstoff, der vorher noch nie funktioniert hat?“

Hierzu der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Professor Dr. Klaus Cichutek: „Es gibt schon Erfahrungen mit mRNA-Impfstoffen beim Menschen im Rahmen klinischer Prüfungen, etwa mit einem therapeutischen Tumorimpfstoff. Dabei haben sich keine besorgniserregenden Nebenwirkungen gezeigt.“ Phase 1-Studien gibt es z.B. auch schon für Tollwut, wo sich der Impfstoff als sicher erweist.

„Der Impfstoff wurde viel zu schnell entwickelt und zugelassen, als dass er sicher sein könnte!“

Die taz erklärt die Schnelligkeit der Entwicklung folgendermaßen: Sie liege an den enormen öffentlichen Investitionen sowie am attraktiven erwarteten Markt für den Impfstoff. Außerdem würde alles andere den Studien für COVID-19-Impfstoffen untergeordnet und es gäbe genug Freiwillige. Zudem sei das Personal bei den Zulassungsbehörden bei COVID-19 gebündelt.

Prüfung und verschiedene Studienphasen liefen parallel, auch dadurch wurde Zeit gespart. Trotz allem mussten auch alle sonst geforderten Phasen durchlaufen werden. Zusammenfassend wurden keine Abstriche bei der Sorgfalt der Studien gemacht, die Gründe für die Geschwindigkeit sind eher finanzieller und bürokratischer Genese.

„Und die allergischen Reaktionen und noch unbekannten Nebenwirkungen?“

In der Zulassungsstudie für den Biontech/Pfizer-Impfstoff zeigten sich bei Impfungen übliche Nebenwirkungen. In Großbritannien gab es Einzelfälle von schweren allergischen Reaktionen bei Personen mit schwersten Allergien in der Vorgeschichte, die bei jeder Impfung ein starkes Risiko hätten, sagt Leif Erik Sander, Infektiologe an der Berliner Charité. In der Studie seien die Nebenwirkungen bei Menschen mit Allergien nicht erhöht gewesen, deswegen glaube er nicht an ein generelles Problem.

Seltene Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen können, wie bei allen neu zugelassenen Therapeutika, vorerst noch nicht ausgeschlossen werden. Die Verträglichkeit der Impfstoffe wird deshalb auch nach ihrer Zulassung weiterhin überwacht, wie es bei Impfstoffen üblich ist. Nebenwirkungen sollen per App gemeldet werden können und sind beim PEI einsehbar.

Um gute Werkzeuge für solche Diskussionen parat zu haben, gibt es die FAQ des PEI, des RKI, das Bundesgesundheitsministerium sowie zahlreiche gute Artikel wie z.B hier, hier und hier.

 

Helena Salamun