Triage – Oder: Wer darf leben?

Mit den steigenden Fallzahlen der SARS-CoV2-Infektionen rücken Szenarien aus Italien oder Spanien während der ersten COVID-19-Welle näher, wo die intensivmedizinischen Ressourcen nicht mehr für alle Betroffenen ausreichten. 

Die Auslastung von Intensivbetten mit COVID-19-Patient*innen ist in Deutschland nämlich aktuell teils bedrohlich und zugleich erschweren Personalengpässe durch Krankheit, Quarantäne und vorherige Personalmissstände die medizinische Versorgung. Einige Regionen haben daher bereits um die Hilfe Medizinstudierender,  externer Pflegekräfte und anderer Mitarbeiter*innen gebeten. 

Doch was genau passiert, wenn die Kapazitäten auch hier vollständig ausgeschöpft sein sollten?

Um auf dieses Szenario vorbereitet zu sein, wurde im April 2020 die S1-Leitlinie der AWMF und der DIVI zu Entscheidungen über die Zuteilung intensivmedizinischer Ressourcen im Kontext der COVID-19-Pandemie erstellt.

Demnach soll für eine Triage in einem ersten Schritt auf Basis von Indikation (respiratorisches und/ oder hämodynamisches Versagen) und Patientenwille entschieden werden. Danach sollen vorhandene intensivmedizinische Ressourcen außerhalb der betreffenden Klinik geprüft werden, ehe man nach der klinischen Erfolgsaussicht das eine Leben im schlimmsten Fall zum Preis des/ der anderen erhält.

Die Entscheidung einer solchen Priorisierung obliegt dabei keinesfalls einer Einzelperson, sondern einem intensivmedizinischen Team. Kriterien stellen der aktuelle klinische Zustand, der Patientenwille, bekannte Komorbiditäten, der Allgemeinzustand, Laborparameter, prognostische Scores sowie Behandlungsmöglichkeiten und Erfolgsaussichten von COVID-19 dar.

 

Da diese Entscheidungen für niemanden leicht sind, werden psychologische und ethische Unterstützung durch die Klinik empfohlen.

Um am besten aber nie in diese extreme Situation zu geraten, über Leben entscheiden zu müssen, ist es besonders wichtig, jetzt erst recht sorgfältig auf die Hygieneregeln auch zu Weihnachten oder Silvester oder anderen Festtagen zu achten, sie auch dem persönlichen Umfeld zu kommunizieren, und vor allem eines: Sie im Alltag umzusetzen.

zum weiterlesen:

Dokumentationshilfe für Triage: https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/040_D_Interdisziplinaere_V_fuer_Intensiv-_und_Notfallmedizin/040-013dok_S1_Zuteilung-intensivmedizinscher-Ressourcen-COVID-19-Pandemie-Klinisch-ethische_Empfehlungen_2020-07.pdf

Flowchart bei Ausschöpfung der intensivmedizinischen Ressourcen: https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/Leitlinien/040_D_Interdisziplinaere_V_fuer_Intensiv-_und_Notfallmedizin/040-013flow_S1_Zuteilung-intensivmedizinscher-Ressourcen-COVID-19-Pandemie-Klinisch-ethische_Empfehlungen_2020-07.pdf

Hintergründe zum Prinzip der Triage: https://flexikon.doccheck.com/de/Triage

Handlungsempfehlungen für die psychosoziale Notfallversorgung: https://www.divi.de/joomlatools-files/docman-files/publikationen/covid-19-dokumente/200321-COVID19-psychosoziale-notfallversorgung.pdf

 

Julia Augustin