Kraftakt für die Krankenhäuser

Die zweite Welle rollt auf uns zu und das schneller als erwartet. Besonders hart wird es auch wieder die Krankenhäuser treffen.

Als ich diesen Artikel letzte Woche zu verfassen begann, lagen 1696 Patient*innen mit COVID-19 auf Intensivstation (Stand 29. Okt), etwa halb so viele wie zum Höhepunkt im April. Diese Zahl stieg seither rapide an und liegt nun bereits bei 2659 (Stand 05.11). Aktuelle Zahlen zu Intensiv-Auslastungen findet ihr hier, eine Übersicht zur Entwicklung hier.

Doch es  geht hierbei um so viel mehr als die reine Anzahl an Betten. In den letzten Tagen wurden Stimmen laut, dass es massiv an Pflegepersonal fehle. So können z.B. die geschaffenen Zusatzbetten für COVID-19-Patient*innen „nicht belegt werden, weil das Personal zur Versorgung der Patienten fehlt“, meldet Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Quelle

Selbst wenn ein Krankenhaus personaltechnisch die Intensivbetten bedienen kann, ist die Belegschaft nicht vor den üblichen Wintererkrankungen geschützt und auch COVID-19 Erkrankungen reißen immer öfter Lücken in die Belegschaft. So zeigen z.B. auch die Kettenreaktionen in zwei bayerischen Kliniken mit COVID-19 Erkrankungen im Personal wie schnell die Krankenversorgung an den Rand des menschlich Möglichen kommen kann. Quelle

Die Vorbereitungen auf die zweite Welle laufen in allen Krankenhäusern nun auf Hochtouren, doch müssen sie alle auch das „Normalgeschäft“ im Auge behalten. Die erste Infektionswelle ging mit der Absage aller elektiven Eingriffe und somit einem großen finanziellen Verlust für viele Kliniken einher. Jetzt, so Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bund, würden die Krankenhäuser so lange wie möglich alle anderen Operationen und planbare Eingriffe durchführen, damit sie finanziell nicht in Bedrängnis kämen. Die vom Bund eingeführte Freihaltepauschale von 760€ am Tag für jedes frei gehaltene Bett lief Ende September ausg. Der Entwurf zum neuen Krankenhauszukunftsgesetz sieht keine klaren Regelungen zur Entschädigung der Krankenhäuser vor, sie können im Nachhinein mit den Krankenkassen über Einnahmedifferenzen verhandeln. Das gebe den Kliniken aber keine Sicherheit, so Johna. Quelle

Wichtig ist auch, auf die psychische Gesundheit derer zu achten, die sich in diesen schweren Zeiten um die Gesundheit anderer kümmern. Die Stimmung in vielen Kliniken ist schlecht. Die strengen Maßnahmen zehren auch dem Gesundheitspersonal am Gemüt und die vermehrte Arbeitsbelastung durch steigendene Infektionszahlen und kommenden Ausfälle in der Belegschaft werden die Situation nicht vereinfachen.

Einen ausführlichen Artikel zu den Herausforderungen und wie Kliniken damit umgehen findet ihr auf zeit.de https://www.zeit.de/arbeit/2020-10/zweite-corona-welle-gesundheitswesen-personalmangel-finanzierung/seite-2

 

Suzie Kratzer