Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/westpol-toennies-corona-verstoesse100.html

Infektionsausbreitung- auf der Suche nach Schuldigen

Es ist leider nicht neu oder ungewöhnlich, dass Minderheiten unrechtmäßig für Krankheitsausbrüche verantwortlich gemacht werden. So wurden bereits im Mittelalter jüdische Gruppen der Einschleppung der Pest beschuldigt. Und auch im Fall COVID-19 sieht es nicht viel anders aus: So kämpfen afrikanische Einwanderer*innen und Gastarbeiter*innen seit jeher gegen starke Diskriminierung, doch COVID-19 verstärkt nun die Stigmatisierung weiter. Teilweise werden afrikanische Minderheiten eingesperrt oder leiden unter Hunger und starker Verwahrlosung, da sie von der lokalen Bevölkerung gemieden werden. Der Grund: Es gibt Gerüchte, dass das Coronavirus sich von Afrika aus verbreiten könnte.
Und auch in Deutschland sind wir nicht vor ähnlichen Gedanken gefeit. Nach dem Skandal bei dem Fleischkonzern Tönnies mit über 1500 Infektionsfällen, standen zuerst nicht die unwürdigen Arbeitsbedingungen oder fehlenden Schutzvorkehrungen in der Kritik. Vielmehr ließ Ministerpräsident Armin Laschet verlauten “ Rumänen und Bulgaren hätten das Virus eingeschleppt”. Für die Aussage hagelte es zwar starke Kritik und Laschet selbst relativierte seine Aussagen später, aber doch zeigt einmal Gesagtes seine Wirkung und hinterlässt oft ein gegenseitiges Misstrauen in der Bevölkerung. Und es zeigt sich wieder einmal, wie Politker*innen die Krise nutzen, um nationalistische Bestrebungen zu stärken. Bei der wirklichen Bekämpfung der Infektion wird uns dies kaum helfen, vielmehr sollte der Fokus auf den eigentlich Ursachen  der Ausbrüche liegen, um diese in Zukunft möglichst zu vermeiden. Die Beschuldigung von ohnehin benachteiligten Minderheiten, ist in diesem Zusammenhang eher kontraproduktiv und mit einer Verschlechterung der Gesundheitssituation verbunden.

Weiterlesen: https://www.nytimes.com/2020/06/28/world/middleeast/coronavirus-yemen-african-migrants.html?