Antikörpertest – Revisited

Die Vorteile, die ein Antikörpertest gegen SARS-CoV-2 mit sich bringt, ist allgemein bekannt. Der Nachweis von IgM und IgG ermöglicht es uns zu differenzieren, wer bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen ist und kann uns genauere Zahlen über die tatsächliche Verbreitung des Virus in der Bevölkerung geben. Somit liefert er Hinweise darauf, wie lang es dauert, bis Herdenimmunität erreicht ist. Die Konzentration der Antikörper im Blut sagt uns, ob eine Person immun ist und wieder zurück zur Arbeit kann. Doch was, wenn diese Tests falsch angewendet werden?

Es wurden bereits mehrere derartige Tests entwickelt, doch noch keiner wurde bisher für die weitflächige Nutzung zugelassen. Das liegt daran, dass die fabrikmäßige Herstellung solcher Tests zwar relativ leicht ist, ein Test mit hoher Sensitivität und Spezifität aber nur mit sehr viel Aufwand entworfen werden kann. Sind diese statistischen Werte zu niedrig, kann das im Pandemiefall desaströse Folgen haben. Wir würden uns in falscher Sicherheit wiegen und könnten einen neuen Peak triggern. Vorsicht ist hier also oberstes Gebot. Um sich einer hohen Sensitivität und Spezifität gewiss zu sein, müssen hunderte Probanden mit bekanntem Status getestet werden. Hier wird klar, wieso auch die Entwicklung eines Antikörpertests bei einem neuartigen Virus wie SARS-CoV-2 Zeit braucht. Auch Tests mit entweder hoher Sensitivität oder hoher Spezifität wären denkbar, wenn sie richtig angewendet werden. Tests mit hoher Sensitivität haben eine geringe Rate an falsch Negativen und können daher verwendet werden, um Daten zur Transmission zu generieren. Tests mit hoher Spezifität können verwendet werden um zum Beispiel immunes medizinisches Personal zu identifizieren, da sie eine geringe Rate an falsch Positiven haben.

 

Weiterlesen: https://www.economist.com/science-and-technology/2020/04/02/an-antibody-test-for-the-novel-coronavirus-will-soon-be-available

Weiterlesen: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30788-1/fulltext

 

Bei der Frage nach der Immunität kommt es vor allem auf die Konzentration der Antikörper im Blut an. Mittlerweile gibt es Befürchtungen, dass wohl nicht alle mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen genügend Antikörper für eine ausreichende Immunität im Blut hätten. Das hätte einen negativen Effekt auf die Herdenimmunität. Tatsächlich gibt es eine Studie mit 175 Teilnehmer aus Shanghai, welche bei einem Drittel der Probanden einen Titer-Wert unter 500 feststellen konnte. Diese Studie ist allerdings mit Vorsicht zu betrachten und sollte kein Anlass für Prognosen sein. Zum einen handelt es sich um KEINE peer-reviewte Studie, zum anderen sind, wie oben beschrieben, die Antikörpertests noch nicht so verlässlich um zuverlässige Studienergebnisse zu erzielen.

 

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https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/mensch/2056889-Corona-Ein-Drittel-weist-Mangel-an-Antikoerpern-auf.html