Zur Namengebung eines epidemischen Virus

Wörter sind nicht einfach Wörter. Wörter haben weitreichende Auswirkungen, manchmal direkt und offensichtlich, häufiger indirekt und schwer erkennbar. Gerade in Krisenzeiten sollte man sich dessenbewusst sein. Wenn eine Person mit Macht Wörter nicht überaus bedacht verwendet, kann das Einfluss auf die Verhaltensweisen von ganzen Bevölkerungsgruppen haben.

Ihr wisst worauf wir hinaus wollen… Die Benennung eines Virus ist keine einfache Sache. Der Name muss fachlich korrekt sein, einer gewissen wissenschaftlichen Nomenklatur folgen, eindeutig, nicht zu lang, und nicht zu schwer auszusprechen sein. Die WHO hat sich bei der Namensgebung viele Gedanken gemacht (welche genau, könnt ihr hier nachlesen).

Beispiele aus den vergangenen Jahren (zB.: MERS=Middle Eastern Respiratory Syndrom, Schweinegrippe) haben gezeigt, dass eine derartige Namensgebung wirtschaftliche Konsequenzen aber auch stigmatisierende Effekte für bestimmte Populationen haben kann. Zum Beispiel hat die Schweinegrippe 2009 zu einem 11%igen Einsturz des globalen Schweinefleischmarkts geführt, obwohl wiederholt erwähnt wurde, dass der Verzehr von Schweinefleisch unbedenklich sei.

Was aber, wenn es nicht um Schweinefleisch, sondern Menschen geht? Donald Trump beharrt darauf, SARS-CoV-2 als „Chinese-Virus“ zu bezeichnen. Seinen eigenen Angaben zufolge möchte er sein Land dadurch vor einer vermeintlichen Fehlinformationskampagne der Chinesen schützen. Menschen asiatischer Abstammung müssen in den USA bereits jetzt vermehrten verbalen und physischen Angriffen standhalten.

Die USA gehen soweit in der Beschuldigung Chinas für die Pandemie, dass sie sogar in einem offiziellen Dokument der G7 diese Woche auf die Verwendung von „Wuhan Virus“ zur Bezeichnung von SARS-CoV-2 bestanden haben. Daraufhin haben ein Großteil der G7 Staaten ihre eigenen Statements zu dem virtuell stattgefundenen Treffen veröffentlicht, um diesem Verhalten entgegenzuwirken (hier).

Wir finden: Das letzte was diese Krise braucht ist Rassismus.

 

Weiterlesen:

https://www.nytimes.com/2020/03/23/us/chinese-coronavirus-racist-attacks.html