In der letzten Ausgabe dieses Newsletters haben wir eine Studie von Ferguson et. al des Imperial Colleges London vorgestellt, die den Einfluss nicht pharmazeutischer Maßnahmen auf die Eindämmung der COVID-19 Pandemie in UK in den USA untersucht. Diese Studie wurde in der Zwischenzeit stark diskutiert, sie tauchte in Podcasts zur COVID-19 Pandemie auf und es gibt bereits erste Reviews der Arbeit. An dieser Stelle wollen wir die Diskussion noch einmal aufgreifen und auf ein paar kritische Punkte hinweisen.
Ein Faktor, den die Studie nicht betrachtet hat, ist der Einsatz von Contact-Tracing, das in China sehr große Effektivität gezeigt hat. Durch konsequente Nachverfolgung der Kontakte von infizierten Personen, konnten diese Personen zu großen Teilen (bis zu 78%) getestet und gegebenenfalls isoliert werden. Expert*innen rechnen dieser Methode einen großen Anteil an Chinas erfolgreicher Eindämmung des Ausbruchs zu.
Allerdings bleibt auch hier die Frage offen, inwiefern es von nun an tatsächlich keine weiteren Fälle in Wuhan bzw. in China geben wird.
Hintergründe über den Ausbruch in China: https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/who-china-joint-mission-on-covid-19-final-report.pdf
Ein weiterer Punkt, der bei der Berechnung außen vor gelassen wurde, ist die Weiterentwicklung der Testverfahren und Behandlungsmöglichkeiten. Zwar rechnen Expert*innen frühestens in 12, eher in 18 Monaten mit der Fertigstellung eines Impfstoffs, eine Verbesserung der Testverfahren und ein stärkerer Einsatz solcher ist dennoch sehr realistisch. Bei schnellerer Testung einer größeren Gruppe der Bevölkerung könnte eine effektivere Isolierung bestätigter Fälle und somit eine Verringerung der Ansteckungsrate R0 ermöglicht werden.
Letztendlich verhält es sich mit diesen Modellen ähnlich wie mit vielen Überlegungen und Berechnungen, die momentan getätigt werden: Wie effektiv die einzelnen Maßnahmen tatsächlich gewesen sind, werden wir wohl erst in einigen Monaten genau wissen.