https://www.washingtontimes.com/news/2020/apr/1/world-health-organization-and-its-leader-play-chin/

Die WHO – Spielball der Staaten?

Bereits seit Beginn des COVID-19 Ausbruchs werden immer mal Stimme laut, welche das vorgehen der WHO im Bezug auf die Pandemie kritisieren. Zu zögerlich, zu wenig, zu nah an China hört man da. Diese Woche bekamen die Kritiker lautstarke Unterstützung: Donald Trump.  “The W.H.O. really blew it. For some reason, funded largely by the United States, yet very China centric” verkündete der US Präsident und kündigte direkt an, die Zahlungen der USA (immerhin der größte Geldgeber der WHO) vorerst einzustellen, bis das Vorgehen der Organisation geprüft ist. Wie unstetig und irreführend Trumps Statements zu COVID-19 in den letzten Wochen waren, lässt sich hier nachvollziehen. 

Aber zu den Fakten – was kann die WHO überhaupt tun und was ist ihre Rolle im Fall einer Pandemie? Die Grundlage des Handelns liefern in diesem Fall die International Health Regulations. Diese wurden von den Mitgliedstaaten verfasst und 2005 angenommen. Sie ermächtigen die WHO vor allem dazu,  Informationen mit allen Mitgliedstaaten zu teilen, diese mit technischen Guidelines und Empfehlungen beim Ausbruchsmanagement zu unterstützen sowie internationale Forschungsvorhaben zu koordinieren. Auch die Handhabung von Reise- und Handelsbeschränkungen ist festgeschrieben. Die WHO ist allerdings nicht ermächtigt Staaten einen Handlungsweg vorzuschreiben (und hat im übrigen auch keine Möglichkeiten diesen durchzusetzen). So sind die Mitgliedstaaten zwar verpflichtet, alle Fallzahlen an die WHO zu melden, allerdings gibt es kaum Mechanismen Falschmeldungen zu unterbinden – die WHO ist hier auf die Mitarbeit der Staaten angewiesen. Auch der finanzielle Spielraum der Organisation ist ohnehin bereits sehr klein und die WHO gilt seit langem als unterfinanziert. Weitere Einsparungen könnte so zu Verschlechterungen der globalen Gesundheit in allen Bereichen führen.

Offene Kritik am Vorgehen der WHO während eines Ausbruchs ist im Übrigen nichts Neues, sondern trat auch bei allen vorhergehenden als Public Health Emergency of International Concern deklarierten Erkrankungen auf. Mal galt das Verhalten als zu zögerlich (wie bei Ebola), mal als zu dramatisierend (wie bei H1N1). Und so sehr man sich bemüht aus vergangenen Ausbrüchen zu lernen, so sehr ist doch jeder wieder neu und individuell. Eingehende Analysen nach Ende der Pandemie sind sicherlich nützlich,  der koordinierenden Organisation aber mitten im Ausbruch den Geldhahn zuzudrehen ist jedoch sicher nicht hilfreich für die globale Gesundheit. Die Argumentation Trumps ist zu dem schwach, da er die WHO für ein Vorgehen kritisiert, welches zu großen Teilen von den IHRs vorgegeben wird (welche ja von den USA mitgetragen wurden). Es scheint als kommen in der WHO Kritik eher geopolitische Konflikte mit China zum Tragen. Glücklicherweise ist den meisten Staaten die Bedeutung der koordinierenden Rolle der WHO in diesen Zeiten bewusst und von vielen Seiten gab es in den letzten Tagen auch Solidaritätszuspruch und Unterstützung. 

Wer übrigens gerne mal die Stimme der WHO selbst hören möchte, der kann einfach in die tägliche Pressekonferenz der WHO (beispielsweise auf Facebook) reinhören.

 

Weiterlesen: 

https://www.thinkglobalhealth.org/article/world-health-organization-and-pandemic-politics?

https://www.theguardian.com/news/2020/apr/10/world-health-organization-who-v-coronavirus-why-it-cant-handle-pandemic?