Die versteckte Gefahr des zweiten Lockdowns

Steigende Inzidenzen, neue Virusmutationen, immer mehr Tote und eine unsichere Impfkampagne: All diese negativen Neuigkeiten prägen seit Wochen täglich unsere Nachrichten und sorgen für wachsendes Unwohlsein in der Bevölkerung.

Laut einer Studie der Stiftung „Deutsche Depressionshilfe“ empfinden 71% der deutschen Bevölkerung die aktuelle Lage als bedrückend und fühlen sich stärker psychisch belastet als noch im vergangenen Sommer. Jede*r dritte macht sich mittlerweile Sorgen um seine berufliche Zukunft und 25% fühlen sich innerhalb der Familie stark belastet. Grundlage dieser Studie ist eine im Februar durchgeführte Online-Umfrage, an welcher 5135 Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren teilnahmen.

Besonders für depressive Patient*innen ist es schwer, trotz des anhaltenden Lockdowns einen geregelten Alltag zu konstruieren und sich täglich zum Aufstehen und Weitermachen zu motivieren. 44% von ihnen berichteten von einer Verschlechterung ihres Zustandes, einem Rückfall in alte Verhaltensmuster und teilweise sogar von Suizidversuchen innerhalb der vergangenen sechs Monate. Als Grund dafür kann unter anderem eine Verschlechterung in der Versorgung psychisch kranker Personen gesehen werden. Etwa 22% aller Patient*innen berichteten von ausgefallenen Facharztterminen, 18% ebenfalls von ausgefallenen psychotherapeutischen Sitzungen. Darüber hinaus meldeten 22%, dass sie selbst in akuten, depressiven Phasen keine Möglichkeit hatten, eine fachärztliche Behandlung zu erhalten. Außerdem kommt es ebenfalls dazu, dass 8% von suizidalen Gedanken im vergangenen Lockdown berichteten und 13 der befragten Personen zugaben, selbst einen Suizidversuch durchgeführt zu haben. Hochgerechnet auf 5,3 Millionen depressive Patient*innen in Deutschland ergäbe dies eine erschreckende hohe Zahl, die uns alle wach rütteln sollte, sagt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Er plädiert dafür, in Bezug auf kommende Maßnahmen nicht nur das Infektionsgeschehen, sondern auch das seelische Wohlergehen der gesamten Bevölkerung stets im Blick zu behalten.

Hilfe erhalten Betroffene unter anderem auf der Webseite der deutschen Depressionshilfe unter folgendem Link: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe

 

Caren Schmidt