Weibliche Stimmen fehlen bei COVID-19 Entscheidungen

Bereits zuvor haben wir darüber berichtet, wie sinnvoll es ist, Daten zu Krankheits- und Todesfällen auch für Geschlechter getrennt zu registrieren (ein neues Tool dazu findet ihr übrigens hier). Dies gilt jedoch  nicht nur für die Betroffenen von COVID-19. Eine Gruppe von Forscher*innen hat sich nun daran gemacht, einen Blick darauf zu werfen, wer eigentlich die Entscheidungen über Lockdown, Grenzschließungen und wirtschaftliche Hilfspakete trifft. Über 100 Beratungs- und Entscheidungskomitees, extra für COVID-19 ins Leben gerufen, wurden analysiert. Die Antwort ist wenig überraschend, regt aber trotzdem zum Nachdenken an: Mehr als 85% der untersuchten Komitees bestehen überwiegend aus Männern. Auffällig ist auch, dass gerade dort, wo Entscheidungen getroffen werden (also vor allem in den politischen Gremien) mehrheitlich Männer vertreten sind, während in wissenschaftlichen Beratungsgremien mehr Frauen zu finden sind.

Was heißt das nun für die Globale Gesundheitspolitik?

Vor allem bedeutet der generelle Mangel an Frauen, dass einige, frauenspezifischere Probleme wohl weniger Beachtung finden. Männer und Frauen setzen oftmals verschiedene Prioritäten bei der Wahl von Maßnahmen. Im Fall von COVID-19 spiegelt sich dies beispielsweise in den Reden wieder, die weibliche und männliche Staatsoberhäupter hielten. Eine spannende Analyse dazu findet ihr hier. Eine Krise, die alle Lebensbereiche so betrifft wie wir es momentan sehen, erfordert Entscheidungsträger*innen aus verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Erfahrungen. Weibliche Stimmen dabei außen vor zu lassen, verbaut die Chance auf Maßnahmen und Lösungsansätze, welche den Problemen der gesamten Bevölkerung entsprechen.

Das Forschungsprojekt zeigt zudem noch eine zweite Lücke auf: Transparenz. Von vielen Ländern (einschließlich Deutschland), konnten die Mitglieder der Beratungs- und Entscheidungskomitees überhaupt nicht anhand von öffentlich verfügbaren Informationen ausgemacht werden. Eine Intransparenz, die wir uns in Krisenzeiten eigentlich nicht leisten können.

Hier gehts zur Analyse

 

Laura Jung