SARS-CoV-2: ein rassistisches Virus?

Obwohl es manchmal so scheint, als säßen wir bei COVID-19 alle in einem Boot, haben wir schon mehrmals berichtet, dass einige Menschen eben doch stärker betroffen sind als andere. In den letzten Wochen rückte dabei eine neue Gruppe immer stärker in den Vordergrund: Schwarze Communities, vor allem in den USA und Großbritannien. Obwohl Schwarze nur etwa 13% der US-Bevölkerung ausmachen, treten hier 24% der Todesfälle auf. (Detaillierte Informationen zu den einzelnen US Staaten findet ihr hier). In England und Wales ist die Wahrscheinlichkeit an einer COVID-19 Infektion zu versterben für Schwarze Menschen viermal höher als für weiße Menschen.

 

Aber wirkt das Virus wirklich stärker auf bestimmte ethnische Gruppen oder steckt etwas anderes hinter den Unterschieden?

Zwar scheint es, als spielten Grunderkrankungen und Risikofaktoren wie Diabetes eine Rolle, von größerer Bedeutung sind allerdings Lebensbedingungen und Zugang zur Gesundheitsversorgung. So leben People of Colour häufig in stärker besiedelten Stadtteilen mit weniger Möglichkeiten, Abstände einzuhalten, und sind häufiger nicht krankenversichert. Oftmals sind sie auch in den sogenannten systemrelevanten Berufen tätig und ermöglichen so anderen, die Schutzmaßnahmen einzuhalten, während sie selbst einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. 

Die epidemiologischen Daten nach Ethnien aufzuschlüsseln ist ein erster wichtiger Schritt, um gefährdete Gruppen zu erkennen und im nächsten Schritt besser schützen zu können. Die Ergebnisse der Datenerhebung zeigen uns vor allem: Nicht das Virus ist rassistisch, sondern eine Gesellschaft, in der Schwarze Menschen schlechtere Lebensbedingungen und weniger Zugang zu Gesundheitsleistungen haben und dadurch stärker von COVID-19 betroffen sind. 

 

Weiterlesen: 

https://www.washingtonpost.com/graphics/2020/investigations/coronavirus-race-data-map/

https://www.bbc.com/future/article/20200420-coronavirus-why-some-racial-groups-are-more-vulnerable