Masern statt Corona?- Der Einfluss der Pandemie auf Impfraten

Man kann sich kaum noch erinnern, doch bereits bevor COVID-19 alle Aufmerksamkeit der Medizin auf sich zog, standen Infektionserkrankungen des Öfteren im Fokus. Masern, Windpocken oder Keuchhusten beispielsweise – auch sie gehen mit hohen Risiken für die Gesundheit einher. Im Gegensatz zu SARS-CoV-2 gibt es bereits einen effektiven Weg sich zu schützen: Impfungen.
Doch gerade diese wichtige Säule des Gesundheitsschutzes scheint nun zu wackeln. Eine Studie aus den USA zeigt einen deutlichen Rückgang der Routineimpfungen für Kinder seit Beginn der Pandemie. Ein Einbruch erfolgte bereits eine Woche, nachdem der nationale Notstand ausgerufen wurde. Zwischen 13. März und 19. April 2020 wurden rund 2,5 Millionen weniger Impfdosen ausgegeben als im Vorjahr. Im Vergleich sind Kinder zwischen 2 und 18 Jahren stärker betroffen als Kleinkinder unter 2 Jahren.

Expert*innen schätzen, dass etwa 40% der Kinder mit geplanten Impfungen in den letzten Monaten mindestens eine Gabe verpasst haben. Grund für den Rückgang ist unter anderem die Sorge der Eltern, ihre Kinder mit dem Besuch bei Arzt oder Ärztin einem unnötigen Risiko auszusetzen – wobei die Bedeutung der Impfung dabei wohl unterschätzt wird. Viele Kinderärzt*innen versuchen daher nun direkt mit den Eltern in Kontakt zu treten oder Hausbesuche zu machen und die wichtigen Impfungen dennoch durchzuführen. Ein deutlicher Abfall der Impfraten könnte möglicherweise mit zukünftigen Ausbrüchen von Erkrankungen wie beispielsweise Masern einhergehen. Gerade jetzt, wo Rufe nach einer SARS-CoV-2 Impfung laut werden, sollten wir wenigstens die Impfungen, die uns bereits zur Verfügung stehen, so gut wie möglich nutzen. Die WHO Europa hat daher eine Empfehlung zur Aufrechterhaltung der Routineimpfungen herausgegeben. Denn nicht nur in den USA, sondern weltweit ist der Rückgang ein Problem. Zum einen aufgrund der Lockdown Maßnahmen, zum anderen da viele finanzielle Mittel aus dem Impfungsbereich nun in Richtung COVID-19 fliesen. Vor allem in Ländern des globalen Südens besteht die Befürchtung, dass ein Zusammenbruch der Impfketten zu diesem Zeitpunkt Probleme bei der Verteilung einer möglichen SARS-CoV-2-Impfung nach sich ziehen könnte. 

 

Weiterlesen: 

https://www.theguardian.com/world/2020/apr/09/parents-weigh-childrens-immunization-health-against-risk-of-exposure-to-covid-19

Weiterhören:

Podcast https://www.undispatch.com/covid-19-is-interrupting-routine-childhood-vaccinations-on-a-global-scale/