Während sich deutsche Bürger*innen durch Ausgangssperren und das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt fühlen, leben Geflüchtete und Asylsuchende ganz abgesehen davon auf engstem Raum mit mangelhaftem Zugang zu sanitären Anlagen oder adäquater medizinischer Versorgung.
Die Situation in deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen ist vielerorts prekär: Mehrbettzimmer, Gemeinschaftsbäder und -küchen stellen eine Gefahr für die in der Unterkunft lebenden Menschen im Allgemeinen und Risikogruppen im Besonderen dar.
Ein offener Brief des Flüchtlingsrats NRW an das Landeskabinett Nordrhein-Westfalen berichtet von den aktuellen Zuständen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Köln Bayenthal:
In besagter Unterkunft leben etwa 480 Menschen auf engstem Raum. Familien mit 5 oder mehr Personen müssen sich 12 qm Segmente teilen und alle Bewohner*innen sind dazu verpflichtet ihre Mahlzeiten in einem einzigen Gemeinschaftsraum einzunehmen, in dem der empfohlene Sicherheitsabstand von 1,5 Meter p. P. nicht eingehalten werden kann.
Viel dramatischer ist die Situation über deutsche Grenzen hinaus. In den letzten Wochen und Monaten rückte besonders die Situation im griechischen Flüchtlingslager “Moria” ins Licht der Medien. Das für 3.000 Menschen konzipierte Lager hat schon lange vor der Pandemie mit 20.000 Bewohnenden seine Belastungsgrenze überschritten. Derzeit teilen sich in Moria mehr als 1.000 Menschen je einen funktionierenden Wasserhahn; sanitäre Anlagen zur Körperpflege und Toiletten sind wartungsbedürftig und zum Teil nicht intakt.
In einer Stellungnahme fordert die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) deshalb die deutsche Regierung dazu auf, sich ihrer humanitären Pflicht bewusst zu werden und sich an der Evakuierung des Lagers Moria zu beteiligen, sowie die Unterbringung von Risikogruppen in Einzelwohnungen zu beschleunigen.
Stellungnahme der bvmd: