Auswirkungen von COVID-19 auf Drogenkonsumierende und die Drogenhilfe

Drogenkonsumierende sind den gleichen Risiken ausgesetzt wie die Allgemeinbevölkerung und müssen daher die entsprechenden Empfehlungen beachten, weisen oft aber noch zusätzliche Risikofaktoren auf. Diese erhöhen sich durch die häufigen, oft gleichzeitig auftretenden physischen und psychischen Erkrankungen infolge der Tatsache, dass marginalisierte Gruppen überproportional von Drogenproblemen betroffen sind. Dazu kommen Folgen der Stigmatisierung, die Drogenkonsumierende häufig erleben.

Da chronische Erkrankungen unter Drogenkonsumierenden weit verbreitet sind, sind viele von ihnen im Falle einer COVID-19-Infektion besonders anfällig für schwere Atemwegserkrankungen, die das Risiko eines schwerwiegenden Verlaufs erhöhen können (COPD und Asthma, kardiovaskuläre sowie immunsystemschwächende Erkrankungen wie HIV und Hepatitis)

Das Risiko einer Überdosierung kann unter Drogenkonsumierenden, die mit COVID-19 infiziert sind erhöht sein. Die hauptsächlichen lebensbedrohlichen Auswirkungen jedes Opioids, z.B. von Heroin, sind verlangsamte Atmung und Atemstillstand. Da COVID-19 (wie jede schwere Lungenentzündung) Atemnot verursachen kann, könnte das das Risiko einer Überdosierung noch erhöhen. Der Opioid-Antagonist Naloxon blockiert die Wirkung von Opioiden und mildert die von ihnen verursachte Atemnot. Es wird sowohl in der Notfallmedizin eingesetzt als auch in niedrigschwelligen Suchthilfeeinrichtungen zur Prävention von Opioidüberdosierung an Konsumierende abgegeben. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass sich Naloxon auf die durch COVID-19 verursachten Atembeschwerden auswirkt.

Weitere Gefahren für die Drogenkonsumierende sind unter anderem:

  • Die gemeinsame Nutzung von Drogenkonsumutensilien
  • Freizeitkonsum findet oft in Gruppen oder überfüllten Räumlichkeiten statt und ist daher mit einem erhöhten Risiko einer COVID-19-Exposition verbunden.
  • Sich selbst zu isolieren ist für obdachlose Drogenkonsumierende eine große Herausforderung und ihr Zugang zum Gesundheitswesen ist oft sehr begrenzt
  • Risiko einer Einschränkung bei Betreuungsdiensten, sauberer Drogenkonsum-Utensilien und unverzichtbarer Arzneimitteln

Jetzt ist es wichtig auf einer Sicherstellung wirksamer Drogenhilfeangebote während der Pandemie und die Umsetzung von Maßnahmen zur Prävention der COVID-19-Übertragung an Orten des Drogenkonsums zu achten. Dabei soll der Schutz der Anbieter von Betreuungsdiensten während der Pandemie auch nicht zu kurz kommen.

Weiterlesen: https://www.emcdda.europa.eu/system/files/publications/12879/EMCDDA%20Covid-19%20update_1_23032020_DE.pdf