Jede*r bekommt den Impfstoff – oder nicht? – [Gastbeitrag]

Viel Hoffnung ruht angesichts von lähmenden Lockdowns und steigenden Todeszahlen auf der Entwicklung eines Impfstoffes gegen SARS-CoV-2. Mindestens 12 lange Monate braucht es dafür, dann hat die Welt ihre alte Freiheit zurück. Oder? 

Ein Impfstoff allein verändert nichts, solange er die Menschen nicht erreicht. Doch dieser scheinbar banale letzte Schritt birgt Hindernisse und Risiken. Patentmonopole bringen schon an sonnigen Tagen viele Probleme mit sich – exorbitante Preise, Lieferengpässe und die Vernachlässigung unprofitabler Bereiche etwa. In Zeiten einer Pandemie könnten sie verheerende Auswirkungen haben. 

Keine einzige Firma besitzt ausreichende Produktionskapazitäten um alle Menschen weltweit  kurzfristig mit einem Impfstoff zu versorgen. Die “We first”-Mentalität vieler Staaten führt dazu, dass Länder versuchen sich Vorkaufsrechte zu sichern um sich zuerst aus der Pandemie-Lähmung zu befreien. Das bietet Zündstoff für internationale Konflikte. Hohe Preise würden vor allem den vulnerabelsten Teilen der Gesellschaft den Schutz durch die Innovationen verwehren. Freiwillige Versprechen, alle Menschen versorgen zu wollen, bringen hier wenig, verlockend ist die Aussicht auf Profite, gering sind die Verpflichtungen.

Doch die Situation bietet auch Chancen, etwa für die Förderung von weltweiter Kooperation und die Stärkung der WHO. Staaten könnten als Geldgeber ihre Fördermittel an Bedingungen knüpfen, beispielsweise den Austausch von Wissen, transparente Preisbildung, nicht-exklusive Produktionslizenzen und den kostengünstigen Vertrieb in armen Ländern. Auch in Deutschland fließen große Summen öffentlicher Gelder, um die Forschung zu beschleunigen. In unserer Petition fordern wir die Bundesregierung auf, diese Gelder auch an Regeln zu knüpfen, die den Zugang für alle sicherstellen. Noch gibt es keine Impfung oder Therapie, jetzt ist also der richtige Zeitpunkt um Strategien zu entwickeln, die eine schnelle, effiziente und ethisch vertretbare Versorgung aller Menschen ermöglichen. 

 

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Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von UAEM Deutschland. Mehr Informationen zur Organisation und ihrer wichtigen Arbeit findet ihr auch auf Twitter: https://twitter.com/UAEMGermany