An der spanischen Grippe und ihren Folgen starben Schätzungen zufolge zwischen 25 und 100 Millionen Menschen. Anfang 1918 steckten sich große Teile der Weltbevölkerung an der bis dahin noch relativ harmlosen Viruserkrankung an, verheerend wurde es erst im Herbst 1918 als die zweite Welle einbrach und mehr Menschenleben nahm als der erste Weltkrieg zwischen 1914 und 1918.
Auch wird bei SARS-CoV-2 von einer “zweiten Welle” gesprochen. Doch was soll diese zweite Welle sein und woher meinen Expert*innen zu wissen, dass diese kommen wird?
Aktuell liegt die Reproduktionszahl (R0) bei circa 0,74 (Stand: 03.05.2020), sprich zehn SARS-CoV-2 infizierte Personen stecken etwa sieben bis acht weitere an. Aktuell werden zunehmend Einschränkungen gelockert, so öffnen in einigen Bundesländern immer mehr Geschäfte und Krankenhäuser wollen zurück in den Regelbetrieb.
Helmholtz-Forscher Michael Meyer-Hermann warnte bei Anne Will vor einem frühen Optimismus, und auch Christian Drosten warnt, dass eine zweite Welle “unter der Decke der Maßnahmen” verheerende Folgen hätte.
Die zweite Welle, so Befürchtungen, soll schlimmer als die erste Welle sein und könnte unser Gesundheitssystem ähnlich wie in Italien und New York kollabieren lassen, da diese mit anderen Ausgangsbedingungen startet: Die erste Welle in Deutschland hat sich auf Hotspots wie Heinsberg konzentriert, weiterhin waren anfangs hauptsächlich junge und sportliche Menschen betroffen (da diese SARS-CoV-2 aus Ischgl, einem Skigebiet in Österreich mitgebracht hatten), die Verbreitung auf deutlich ältere Menschen kam später und teilweise bereits unter vielen Schutzmaßnahmen. Mittlerweile ist SARS-CoV-2 jedoch in vielen Landkreisen angekommen und breitet sich, wie Drosten befürchtet, unter dem Deckmantel der Maßnahmen flächendeckend aus. Vornehmlich sterben aktuell Menschen in hohem Alter an COVID-19 (87% der Todesfälle und 19% aller Fälle sind 70 Jahre oder älter). Sollten die Lockdown Maßnahmen also zu frühzeitig gesenkt werden und R0 auf 2-3 steigen, könnte es im ganzen Bundesland gleichzeitig ein exponentielles Wachstum geben, welches wahrscheinlich unser Gesundheitssystem lahmlegen würde. Besonders verheerend wäre es, wenn sich dies zeitlich mit anderen Ereignissen, wie Hitzewellen im Sommer oder der kommenden Influenzawelle im Herbst, überlappen sollte.
Eine zweite Welle könnte uns also bevorstehen, doch selbst dann sind wir noch nicht am Ende des Infektionsgeschehens angekommen. Welche Möglichkeiten für längerfristige Szenarien es gibt wird in diesem Artikel zusammengefasst.
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