Doppelte Belastung – Eltern in der COVID-19 Pandemie

Während viele derzeit gar nicht wissen, wohin mit der Zeit alleine zu Hause, wünschen sich manche Eltern sehnlichst genau das: mal Zeit alleine. Denn zuhause bleiben und physical distancing wird zur Herausforderung mit Kindern im Haushalt. 

Wenn Eltern zu Hause sind, dann gelten sie auch für die Kinder als ‘da’, als ‘erreichbar’ – das ist schwer mit dem Berufsleben vereinbar. Ein witziges Beispiel zeigte sich bereits vor ein paar Jahren, als Kinder während eines Fernsehinterviews im Home Office in das Zimmer des Vaters gelangten. Unlängst gibt es auch aktuellere Beispiele, zum Beispiel während eines Interviews mit Robert Habeck.

Home Office machen zu können ist ein Privileg in Zeiten, in denen viele ihren Job wegen COVID-19 verlieren. Allerdings müssen wir auch die ungeheuren Herausforderungen sehen, die sich für Eltern ergeben, wenn Kinderbetreuung durch KiTas oder ähnliches wegfällt und selbst Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn aufgrund von physical distancing nicht um Unterstützung gefragt werden sollten. So ist es zum Beispiel schwierig, sich zwei Stunden ohne Unterbrechung zu konzentrieren. Viele Eltern stehen daher vor Sonnenaufgang auf, um ein paar Stunden alleine arbeiten zu können, oder Eltern teilen sich die Kinderbetreuung so, dass sie komplett antizyklisch arbeiten. Abgesehen von der Müdigkeit, die damit einhergeht, erzeugen die Anforderungen, die Familie und Beruf dann gleichzeitig stellen enorme psychische Belastung. 

Weiterlesen:

https://editionf.com/coronaeltern-heulend-auf-dem-kuechenboden/

Die Doppelbelastung trifft Frauen besonders stark, das diese oft einen Großteil der Kinderbetreuung oder Altenpflege übernehmen. Dadurch kommt es auch zur Verstärkung von Geschlechterungleichheiten. 

Und noch etwas kommt hinzu: berufstätige Eltern – z.B. im akademischen Bereich – können nicht in dem gleichen Umfang arbeiten und publizieren, wie Kolleg*innen ohne Care-Aufgaben. In ein paar Jahren, wenn es um die Vergabe von Stellen und Geldern geht, wird das Eltern-sein (wie so oft) wohl kaum beachtet werden, und es kann zu beruflichen Nachteilen kommen. 

 

Weiterlesen:

https://www.nature.com/articles/d41586-020-01135-9?fbclid=IwAR3ojyqFBSvvCl6_mSYANS7vyJlUBsmmF3MJF2e6DHbLHoTSbam4Q_wYPgs

 

Doch wie kann man Eltern unterstützen? Ein paar Ideen gibt es da schon: ein Corona-Elterngeld oder eine Möglichkeit, Kinderbetreuung gemeinsam zu organisieren zum Beispiel. Wichtig ist, dass wir inmitten diese Krise anerkennen: Care-Arbeit ist Arbeit – und sollte genauso auf der Tagesordnung stehen, wie andere Themen in dieser Pandemie.

 

Weiterlesen:

https://editionf.com/coronaeltern-drei-ideen-fuer-die-politik/

Weiterhören:

https://www.armut-und-gesundheit.de/podcast
Armut & Gesundheit Podcast, Folge 15