Die Kunst über die Krise zu sprechen

Der Tonfall und die Worte, die Regierungschef*innen in den letzten Wochen gebraucht haben, unterscheiden sich gravierend zwischen den einzelnen Ländern. Eine Analyse von 19 öffentlichen Reden aus Frankreich, Deutschland, Finnland, Neuseeland, UK und den USA zeigt, dass vor allem das Geschlecht des Regierungschefs oder der Chefin einen großen Einfluss auf die Rhetorik der Ansprachen zu haben scheint. 

So vereint Finnlands Präsidentin Sanna Marin, Neuseelands Jacinda Ardern und Deutschlands Angela Merkel der Gebrauch von ruhiger, unaufgeregter Sprache, die über die vergangenen zwei Monate eine spürbare Konsistenz in ihren Anliegen aufwies. Donald Trump und Boris Johnson hingegen fallen vor allem durch Sprunghaftigkeit in ihrer Linie und durch kurze, aggressive Äußerungen auf. 

Des Weiteren unterscheiden sich auch die inhaltlichen Schwerpunkte in den einzelnen Ansprachen. Während in Deutschland und Finnland vor allem Wert auf das Auffangen persönlicher Schicksale gelegt wird, wird in den USA in erster Linie über die Verluste großer Konzerne gesprochen. 

Auch die Verwendung von Kriegsmetaphern oder der Bezeichnung des Virus als ausländischer Feind tauchen in den Reden von Donald Trump, Boris Johnson und Emmanuel Macron vermehrt auf, wohingegen beispielsweise Jacinda Ardern sich stets mit den Worten „be kind“ an ihr Volk wendet. 

Selbstverständlich wäre es zu platt und zu einfach diese Unterschiede in der Rhetorik bloß auf das Geschlecht zurückzuführen, dennoch lässt sich ein gewisses Muster hier sicher nicht leugnen. Die verwendete Sprache kann dabei einen großen Unterschied machen, wie die Pandemie im Land aufgefasst wird. 

 

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https://www.thinkglobalhealth.org/article/what-we-talk-about-when-we-talk-about-coronavirus