Brasilien

„Fora Bolsonaro!“ (Verschwinde, Bolsonaro) rufen seit etwa 2 Wochen täglich mehrere tausend Menschen in Brasilien aus ihren Fenstern und von ihren Balkonen, während sie versuchen, mit Töpfen und Pfannen möglichst viel Lärm zu erzeugen. Die Proteste richten sich gegen den amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro und seinen aktuellen Umgang mit der COVID-19 Pandemie im Land. 

Weiterlesen: https://www.theguardian.com/world/2020/mar/25/brazil-coronavirus-protests-get-out-bolsonaro

 

Bolsonaro machte in den letzten Wochen vor allem durch Aussagen auf sich aufmerksam, wie beispielsweise, dass es sich bei COVID-19 um eine harmlose Grippe handeln würde und dass er glaubt, dass viele Brasilianer*innen bereits immun gegen das Virus seien. Außerdem halte er die Pandemie für eine Hysterie und einen Trick der Medien. 

Als am vergangenen Wochenende die Zahlen in Brasilien stärker anstiegen und Brasiliens Gesundheitsminister Luiz Henrique Mendetta dem Präsidenten drohte, ihn öffentlich kritisieren zu müssen, sollte dieser an seinem ignoranten Kurs festhalten, sah es kurzzeitig aus, als ob Mendetta sein Amt niederlegen müsste. Während einige Medien bereits vom Rauswurf des Ministers berichteten, entschied sich Bolsonaro anscheinend wieder um und Mendetta blieb im Amt. 

Doch der Gesundheitsminister ist nicht der Einzige, der Kritik an Bolsonaros Vorgehen äußert. Während der Präsident die Bevölkerung dazu aufrief, wieder zurück an die Arbeit zu gehen, forderten Governors der brasilianischen Staaten die Bürger*innen dazu auf, die Anweisungen des Präsidenten zu ignorieren und ließen die strengen Ausgangssperren bestehen. 

Weiterlesen: https://www.nytimes.com/2020/04/01/world/americas/brazil-bolsonaro-coronavirus.html?searchResultPosition=1

 

Aktuell sind in Brasilien 16.238 Fälle und 823 Tote gemeldet, doch Wissenschaftler*innen gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Ärzt*innen berichten, dass die öffentlichen Krankenhäuser überfüllt sind von Patient*innen mit Atemwegserkrankungen, die Testkapazitäten aber nur ausreichen, um die schwersten Fälle zu testen. 

Bei etwa 14 Millionen Menschen, die zur Zeit in brasilianischen Favelas leben und keinen ausreichenden Zugang zu fließendem Wasser und medizinischer Versorgung haben, liegt der Verdacht nahe, dass Brasilien weitaus schlimmer betroffen sein könnte, als der amtierende Präsident aktuell zu glauben scheint.

 

Weiterlesen: https://www.theguardian.com/global-development/2020/apr/04/medics-in-brazil-fear-official-coronavirus-tally-ignores-a-mountain-of-deaths