Photograph: Rajesh Kumar Singh/AP

Covid19 in Low and Middle Income Countries

Während in vielen europäischen Ländern und auch in den USA die Zahl der Covid19-Infizierten täglich ansteigt und in anderen Regionen bereits über mögliche Exit-Strategien aus dem Lockdown zurück ins normale Leben nachgedacht wird, bereiten sich viele Länder des globalen Südens gerade erst auf möglicherweise überfordernd hohe Fallzahlen vor. Der Unterschied ist allerdings, dass bereits vor der Krise viele Gesundheitssysteme dieser Länder ihr Limit längst überschritten hatten und es an ausreichend Material sowie Personal fehlte. Aus Angst vor den Folgen ähnlich hoher Infektionszahlen wie in den europäischen Ländern, greifen bereits jetzt viele Länder des globalen Südens zu drastischen Maßnahmen wie kompletten Ausgangssperren und Lockdowns. 

So ist Indien bereits seit dem 24.03. für mindestens 21 Tage im totalen Lockdown, bei dem alle nicht systemrelevanten Geschäfte geschlossen sind, es keine öffentlichen Transport mehr gibt und die Menschen ihre Wohnungen nicht mehr verlassen dürfen. Das Land hat bei 1,3 Milliarden Einwohnern bislang zwar erst 3588 Fälle (Stand Sonntag 18 Uhr), doch vor allem aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte in Millionenstädten wie Neu Delhi, Kalkutta und Mumbai, ist die Angst vor einer starken Ausbreitung besonders groß. 

Besonders hart trifft diese Maßnahme jedoch die ärmsten Menschen. Von denen leben zahlreiche Personen als Tagelöhner und Gastarbeiter*innen in den großen Städten, um Geld für ihre in  den Dörfern lebenden Familien zu verdienen. Da diese Arbeit nun in vielen Fällen komplett wegfällt, machten sich tausende Gastarbeiter*innen auf den Weg nach Hause zu ihren Familien. Anfangs als die letzten Busse noch fuhren, kam es zu Gedränge und Gewalt, mittlerweile fahren keine Busse mehr und viele Menschen laufen teilweise tagelang zurück nach Hause. Mindestens 20 Arbeiter*innen sollen bereits auf einem dieser langen Fußmärsche gestorben sein. 

Weiterlesen:

https://www.theguardian.com/world/2020/mar/30/india-wracked-by-greatest-exodus-since-partition-due-to-coronavirus

 Doch nicht nur Indien, auch in vielen weiteren Ländern versuchen Polizei und Staat gerade die Menschen zur Not auch mit Gewalt am Ausgehen zu hindern. So wurde in Kenia vergangene Woche ein Teenager von der Polizei erschossen, da er sich unerlaubterweise während der Ausgangssperre auf einem Balkon aufhielt und die Polizei setzte Tränengas ein, um Menschen aus einem Fährhafen zu bewegen. Einige dieser Polizeimaßnahmen können so unter Missachtung der lokalen Gegebenheiten zu mehr Schaden als Nutzen führen.

Mehr zu weltweiten Polizeimaßnahmen: 

https://www.theguardian.com/global-development/2020/apr/01/extreme-coronavirus-lockdown-controls-raise-fears-for-worlds-poorest

Zusammenfassung:

https://www.cgdev.org/blog/does-one-size-fit-all-realistic-alternatives-covid-19-response-low-income-countries