SARS-CoV-2:  Überleben auf Oberflächen

Derzeit kursieren diverse Infografiken und Informationen zu der Dauer, die das Coronavirus (SARS-CoV und SARS-CoV-2) auf Oberflächen überleben kann. Manche dieser Informationen basieren auf einer preprint Ausgabe der kürzlich erschienenen Publikation Aerosol and Surface Stability of SARS-CoV-2 as Compared with SARS-CoV-1 von van Doremalen, Bushmaker, Morris et al., NEJM.

In dieser Studie wurde untersucht, wie lange das Coronavirus auf diversen Oberflächen und im Aerosol überleben kann. Untersucht wurden: Aerosole, Plastik, Stahl, Karton und Kupfer. Die Wissenschaftler*innen fanden, dass SARS-CoV-2 auch nach drei Stunden noch im Aerosol und bis zu 72 Stunden auf Plastik und Stahl nachweisbar ist. Gleichzeitig wurde jedoch ein exponentieller Virenzerfall mit medianen Halbwertszeiten von: Aerosol 1,1 Stunden, Plastik 6,8 Stunden, Stahl 5,6 Stunden, Karton 3,5 Stunden und Kupfer 0,8 Stunden gefunden.

 

Doch was sagen uns diese Ergebnisse und müssen wir nun Angst haben, uns an jeder Oberfläche anzustecken? 

Auch wenn die Ergebnisse dieser Studie sicherlich beeindruckend sind, ist es schwer eine solche in-vitro Studie auf das echte Leben (in-vivo) zu übertragen. Bei der Studie wurde beispielsweise mit einem Zerstäuber ein Aerosol erzeugt, welches das menschliche Husten und Niesen simulieren sollten. Für die Oberflächenversuche wurden 50 µl der jeweiligen Viruslösung appliziert, welche Schmiertröpfchen an Oberflächen simulieren sollten. Außerdem wurde eine vordefinierte Konzentration an Viren verwendet. All diese Variablen sind schwer übertragbar: Tröpfchengrößen unterscheiden sich oft sehr beim Husten und Niesen, ebenso die Größe der Tröpfchen, die  auf den Oberflächen zurückbleiben. Weiterhin ist auch die Anzahl an Viren die ausgehustet wird sehr variabel und hängt unter anderem von der Viruslast im Patienten ab. Auch ist unklar wie viele Viren man per Tröpfcheninfektion aufnehmen muss, um an COVID-19 zu erkranken, schließlich macht nicht jedes einzelne Virus, das man per Aerosol oder Oberfläche aufnimmt, gleich krank.

 

Studien sind stets mit Vorsicht zu genießen. Bei allen wissenschaftlichen Erkenntnissen bleibt die Frage, inwieweit diese übertragbar sind. In unserem Beispiel bedeutet das die Anwendung auf realistische Übertragungswege. Was sich mit Sicherheit sagen lässt: Regelmäßiges Händewaschen ist ein einfacher Schritt in die richtige Richtung.